800 Jahre Wappenkunst

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NZZ - Neue Zürcher Zeitung vom 27.02.1951 Seite 25

«Achthundert Jahre Wappenkunst"


E.Schneider. Unter diesem Kennwort sieht die heraldische Ausstellung, welche die Gilde der Zürcher Heraldiker zur Zeit in der Zentralbibliothek durchführt. Stadtpräsident Dr. E. Landolt hat sie mit anerkennenden Worten eröffnet.
Mehr als ein halbes Jahrhundert ist, es her, seit im Gesellschaftshaus zum «Schneggen» von altzürcherischen Persönlichkeiten die erste heraldische Ausstellung, die nur eineinhalb Tage dauerte, arrangiert wurde. Als einer der wenigen noch lobenden Mitwirkenden jener Schau konnte die Gilde unter ihren Gästen den Zunftmeister zur Saffran, Dr. Hans von Grebel, willkommen heißen. Ungeachtet, der durch viele Zeugnisse und Denkmäler vergangener Jahrhunderte dokumentierten Wappenfreudigkeit unserer Vorfahren war die Beschäftigung mit der Wappenkunst und Wappenkunde um die letzte Jahrhundertwende auf einen kleinen Kreis beschränkt. Seither hat das Wappenwesen in unserem Lande eine Renaissance erlebt. Die Schweiz ist, heute wohl das wappenfreudigste und eines der wappenreichsten Länder.
Die jüngste Ausstellung der Gilde der Zürcher Heraldiker will einen leicht, verständlichen und klaren Ueberblick über die historische Entwicklung der Wappenkunst bieten, seit, diese im 13. Und 14. Jahrhundert größere Ausstrahlungen erfahren hat (Feudalheraldik des Rittertums, Grabdenkmäler, Siegel). Die in überlegter Auswahl gebotenen Wappenbeispiele aus allen Jahrhunderten sollen selbst zum Betrachter sprechen, den heraldischen Stilwandel illustrieren und dem Besucher die mannigfaltigen Möglichkeiten eines guten Wappenschmuckes vor Augen führen. Das besonders wappenfreudige 16. Jahrhundert kommt in der Ausstellung allerdings aus bestimmten Gründen nicht durch die farbenleuchtenden Glasgemälde zum Ausdruck - diese kann der Zürcher das ganze Jahr hindurch im Landesmuseum bewundern --- sondern durch farbige Reproduktionen von Wappenscheiben und von Scheibenrissen, darunter einigen kostbaren Originalen des Landesmuseums. In seinen überaus vielgestaltigen Verwendungsbereichen ist das Familienwappen dokumentiert sowohl durch Darstellungen graphischer Natur ( Ex-Libris, Stammbuchblätter, Kleinmalereien) als auch durch kunstgewerbliche Objekte (Tirggelmodel, Anhänger, Pinkotton, Ringe, Wappenschmuck auf Zinngeschirr, Ofenkacheln, Metallarbeiten usw.). Durch einige Leitsätze erfährt der Besucher auch Grundsätzliches über Wappenführung und Wappengestaltung. Alte wie neue Wappenschöpfungen bieten Vergleichsmöglichkeiten, und eigene künstlerische und kunsthandwerkliche Leistungen von Mitgliedern der Gilde, unter denen den Goldschmieden ein prominenter Platz zukommt, werden gezeigt.
Die Ausstellung stellt keineswegs das Familienwappen in den Mittelpunkt. Ein wichtiger Faktor bildet die öffentliche Heraldik in Bund, Kantonen und Gemeinden, auf Gesellschaften und Zünften. So ist dem Thema der Standes-, Städte- und Gemeindewappen ein breiterer Raum gewidmet, und gerade diese Seite der Schau soll dartun, wie bedeutungsvoll auch heute das öffentliche Wappenwesen in der Schweiz ist und welche Bedeutung neuerlich der Amtsheraldik zukommt. In diesen Bereich der Wappenverwendung fallen auch die Münzen und Briefmarken, die längst zu den größten Verbreitern der Wappen zählen. Nebenbei wird die Verwendung von Wappenschmuck auf Grabmälern und Kirchenglocken und an öffentlichen Bauten illustriert. Zu sehen sind im weitem einige neue heraldische Fahnen. Die ausgestellten Objekte stammen zum größten Teil aus dem privaten Besitz der Gildenmitglieder. Zu den kostbarsten Leihgaben aus Landesmuseum und Staatsarchiv gehören u. a. das Sempacher Ritterbuch und das Wappenbuch des Zürcher Chronisten Gerold Edlibach. Die Wappenschau wird ergänzt durch das eigene Gesellschaftsinventar der Gilde, die derzeit unter der Leitung von Rudolf Spitzbarts steht.

Mit diesem Artikel vom 27. Februar 1951 auf Seite 25 der Neuen Zürcher Zeitung wurde auf die Ausstellung "800 Jahre Wappenkunst" in der Zentralbibiliothek der Gilde der Zürcher Heraldiker hingewiesen. Die Ausstellung war ein voller Erfolg.


 

Referenz

Lebende Heraldik seit achthundert Jahren : Zur Ausstellung der Gilde der Zürcher Heraldiker in der Zentralbibliothek Zürich, 18. Febr. bis 10. März 1951

Autoren:

  • Gilde der Zürcher Heraldiker
  • Schneiter, Eugen
  • Zentralbibliothek Zürich

Verantwortlichkeit:

  • [Eugen Schneiter, Gildenmeister der Jahre 1942-1946] ; [Herausgeber: Gilde der Zürcher Heraldiker]

Verlag:

  • Zürich : [Gilde der Zürcher Heraldiker], [1951]